Das Impfzentrum in Pirna befindet sich in einem leergeräumten ehemaligen Aldi-Markt in Pirna Copitz mit größerem Parkplatz. Als wir mit dem PKW ankamen standen dort mehrere Ordner in gelben Westen. Mir schien kein großer Andrang von Impfwilligen zu sein. Zuvorkommen wurde ich ins Gebäude geleitet. Ich ging einen langen Gang entlang, an dessen Ende ich eine Sperre erkannte und vier Personen vor mir, die in am Fußboden eingeteilten zwei Meter Abständen warteten. Wir warteten eine Viertelstunde. Es passierte nichts. Ich dachte schon, es sei gerade Mittagspause. Aber dann durfte doch der Erste hinein. Ich wartete dann noch zehn Minuten und ich konnte dann ebenfalls in einen abgegrenzten Raum treten, in dem der Impfvorgang begann. Dort standen sechs kleine runde Stehtische und an der Seite dieses Raumes waren zwei Schalter mit Fenstern wie man sie früher von der Post oder der Bank kannte. Ich wurde an einen der Tische gebeten, ein Soldat der Bundeswehr kam zu mir und prüfte die mitgebrachte Anmeldung mit Barcode und Nummer, Personalausweis und Versicherungskarte. Ich musste nun noch zwei Listen ausfüllen und ca. fünfzehn Krankheiten mit nein ankreuzen, die ich nicht habe, noch zweimal Name, Geburtsdatum und die Adresse aufschreiben. Damit ging der Soldat zu einem der Schalter und gab das ab. Nun wartete ich wieder, denn offensichtlich wurde dort geprüft, gescannt usw. Ich wartete bis ich Personalausweis und Versicherungskarte wieder zurückerhielt. Dann geleitete mich ein Ordner in das eigentliche Impfzentrum, einem Gang, wo links und rechts ca. 20 Kabinen eingerichtet waren. Ich musste in die erste links eintreten, wo mich eine Dame hinter Glas empfing, mich fragte, wie ich mich fühle und mich über eventuelle Risiken der Impfung aufklärte. Zuletzt musste ich unterschreiben, dass ich die Aufklärung zur Kenntnis genommen habe. Jetzt erst kam ich in eine „Impfzelle nebenan: Hemd aufknöpfen, den Arm frei machen und schon war ich geimpft, ohne dass ich den Einstich spürte.

Ich rückte wieder alles zurecht, zog meine Jacke an und begab mich in einen abschließenden großen Ruhe-Raum mit ca. 20 Stühlen, wo ich noch fünfzehn Minuten sitzen bleiben musste. Dann war ich entlassen.

Nach dem Lesen dieses Ablaufes entsteht sicher bei den meisten der Eindruck, dass das alles ziemlich umständlich und langatmig ist. Wer das Impfen in den USA im Fernsehen verfolgt hat, wo ein Impfvorgang vielleicht drei Minuten dauert, dann hält der Impfvorgang im Impfzentrum Pirna von ca. 45 Minuten keinen Vergleich stand.

- Warum werden noch mehrfach Personal- und Krankendaten erfasst? Aus meiner Sicht ist das unnötig, denn jeder Hausarzt hat diese Daten. Warum genügt nicht der Barcode mit Personalausweis, mit dem der Patient zum Impfen kommt?

- Die persönliche Aufklärung und Kenntnisnahme könnte ebenfalls entfallen, wenn ein Patient, der das „Serviceportal zur Impfung gegen das Corona Virus in Sachsen“ geöffnet und gelesen hat.

- Irreführend in diesem Internet-Portal sind nach dem „Herzlich willkommen zu Terminvereinbarung“ die ersten zwei Hinweispunkte:

„Wenn Sie als Angehöriger der Gruppe mit hoher Priorität einen Termin im Impfzentrum erhalten haben, benötigen Sie zur Anmeldung folgende zusätzliche Unterlagen:

Zu Ziff. 1:

Ärztliche Bescheinigung, aus der sich Ihr konkretes in der CoronalmpfV benanntes Erkrankungsrisiko ergibt, vom Arzt abgestempelt und unterzeichnet.

Z/u Ziff. 2:

Benennung der weiteren Personen unter Beifügung einer Kopie der gültigen Personalausweise der jeweils benannten Personen, die Benennung von der jeweils bestimmenden Person unterzeichnet.“

Der Sprachstil und die Formulierungen scheinen hier noch das frühere Parteichinesisch zu übertreffen, wie wir es von der SED kannten. Mein Fazit: Wir werden nie fertig, wenn wir so umständlich weiter impfen.

Dr. Bernd Müller-Kaller

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